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Florenz

Wer war Sofonisba Anguissola ?

Selbstportrait, 1556, Lancut Museum, Polen
Selbstportrait, 1556, Lancut Museum, Polen

Unsere Reise in das Florenz der italienischen Meister der Renaissance liegt nun hinter uns. Wir sahen Leonardo, Michelangelo, Rafael und Tizian in den Uffizien und im Dommuseum, bewunderten die Dombaukunst des Filippo Brunelleschi, der die größte Kuppel des Abendlandes geschaffen hatte. Dabei hatte er sich das Pantheon in Rom, der einzige noch fast vollständig aus der Antike erhaltene Bau, zum Vorbild genommen. Bei der Recherche zur Reise bin ich eher zufällig auf Sofonisba Anguissola gestoßen. Von Barbara Vanek.

Die erste Malerin von internationalem Rang beeindruckt durch ihre außergewöhnliche Biografie. Einzigartig zu ihrer Zeit erhielt die 1531 oder 1532 in Cremona geborene Malerin genauso wie ihre fünf Schwestern eine sonst nur Männern zur damaligen Zeit vorbehaltene humanistische Ausbildung. Ihr Vater, ein materiell nicht begüterter, aber kunstsinniger Mensch, investierte in die Bildung seiner Töchter anstatt, wie zu der Zeit üblich, mit einer satten Mitgift ausgestattet, standesgemäß zu verheiraten.

 

Sofonisba, die erstgeborene Tochter, hatte schon sehr früh ihr künstlerisches Talent gezeigt. Schon im Alter von 11 Jahren wurde sie Schülerin von Bernardino Campi. Ihr wichtigster Förderer und Manager war aber ihr Vater, der alle Hebel in Bewegung setzte, um der hochbegabten Tochter Aufträge zu verschaffen. Michelangelo, damals schon berühmt, schickte dem begabten Mädchen seine Skizzen. Diese kopierte sie in Öl und schickte sie zurück. Es wird vermutet, dass Michelangelo die junge Künstlerin auch persönlich traf. Drei der Schwestern Sofonisbas wurden ebenfalls Malerinnen, eine Schwester Schriftstellerin, die jüngste Dominikanerin. Keine genoss aber über die Landesgrenzen Italiens hinaus eine solche Beachtung wie Sofonisba. Die Managementfähigkeiten des Vaters waren ebenso erfolgreich wie die künstlerische Begabung der Tochter. So wurde die junge Künstlerin als Hofdame ans spanische Königshaus berufen, um der Infantin Malunterricht zu erteilen. Sofonisba war im Anfertigen von Porträts so erfolgreich, dass sie bald in halb Europa angefragt wurde. Sofonisba Anguissolas erstes Porträt der kindlichen Infantin Isabel war so gut, dass Peter Paul Rubens es kopierte.

 

1565 malte Anguissola König Philipp II.von Spanien, dem auch das Herzogtum Mailand und damit Cremona, unterstand, die Geburtsstadt Sofonisbas. Wie zuvor vertraglich zugesichert, wurde die Malerin nach dem Tod der Infantin standesgemäß nach Sizilien verheiratet. Nach dem Tod ihres ersten Mannes wollte Sofonisba zurück nach Cremona, verliebte sich aber auf dem Weg in den Kapitän ihres Schiffes und heiratete diesen im Alter von über 50 Jahren ohne Zustimmung des spanischen Königs. Für die damalige Zeit unglaublich lange, blieb das Paar bis zum Ableben Sofonisbas verheiratet. Die Zeit ihres Lebens kinderlos gebliebene Malerin inspirierte nicht nur ihre Schwestern. Es sind in der Kunstgeschichte über 40 Namen von Frauen überliefert, denen sie ein Vorbild wurde. Durch eine Augenkrankheit (starke Kurzsichtigkeit, vielleicht Katarakt) und Rheumatismus behindert, konnte Anguissola in ihren späten Jahren nicht mehr malen. In ihren letzten Lebensjahren hielt sie sich in Palermo auf, wo Anthonisvan Dyck sie 1623 in sein „Italienisches Skizzenbuch“ zeichnete. Etwas kokett merkte sie an, dass er doch das Licht nicht von oben einfallen lassen möge, um ihre Runzeln nicht allzu in Erscheinung treten zu lassen. Sofonisba Anguissola verstarb im Alter von 97 Jahren am 16. November 1625 in Palermo. Sie wurde in San Giorgio dei Genovesi in der Via Squarcialupo in Palermo bestattet.

Weitere Werke von Sofonisba Anguissola: links: Schachspiel mit den Schwestern, rechts: Selbstporträt im Alter von 80 Jahren; Quelle: Wikipedia