Glöckelberg/Zadní Zvonková

wechselvolle landschaft

Der ehemalige Todesstreifen entlang der Grenze zwischen dem Mühlviertel und Südböhmen wurde zu einem wertvollen Rückzugsort für die Natur.

Vom alten Böhmerwalddorf Glöckelberg sind nur mehr die alten Bäume entlang der früheren Dorfstraße, sowie die neurenovierte Kirche, übergeblieben.
Vom alten Böhmerwalddorf Glöckelberg sind nur mehr die alten Bäume entlang der früheren Dorfstraße, sowie die neurenovierte Kirche, übergeblieben.

 

Der böhmische Wind pfeift über das Land, Schnee überdeckt die weiten Weideflächen. Im Wald ist ein Weiterkommen nur mit Hilfe unserer Schneeschuhe möglich. Durch den ehemaligen Todesstreifen am Eisernen Vorhang - der heute 30 Jahre nach der Öffnung nach wie vor ein naturkundlich äußerst interessantes Gebiet ist - verlief die Route unseres NaturGEHsprächs mit Ulrike Schwarz. Vom ehemaligen Böhmerwald-Dorf Glöckelberg / Zadní Zvonková ist heute nur mehr die renovierte Kirche erhalten. Zeugen des früheren Dorflebens sind heute noch die alten Obstbäume, etwa entlang der ehemaligen Dorfstraße und neben dem wieder instandgesetzen Schwemmkanal. Erhalten geblieben ist auch das ausgedehnte Weideland, das diese Landschaft erst so artenreich macht. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges wurde im Todesstreifen wieder Landwirtschaft im kleineren Rahmen aufgenommen. Zum Glück in extensiver Form, weil so die Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere gesichert werden...

 

In Glöckelberg lebten bis 1945 einige hundert deutschsprachige Böhmen. Durch die Wirren des Kriegsende musste alle Deutschsprachigen ihre Häuser Richtung Österreich und Deutschland verlassen. Nur für kurze Zeit zogen vertriebene Tschechen aus den ukrainischen Karpaten ins Dorf. Sie wurden ebenso aus ihren Dörfern vertrieben, die der Sowjetunion zugesprochen wurden. Viele von ihnen waren Fabriksarbeiter, die aber von Landwirtschaft keine Ahnung hatten. Entsprechend schnell verwilderte das alte Kulturland, bald waren die Äcker nicht mehr zu bewirtschaften. Doch lange konnten sie hier im Böhmerwald bleiben, denn ab 1954 wurde ihr neues Land zur Sperrzone erklärt und sie mussten abermals umsiedeln. 

Nach der Öffnung Ende 1989 wurden die Grenzanlagen weggerissen, der Zaun abgebaut. Nur mehr in einzelnen Abschnitten wurde die Bewirtschaftung des Bodens aufgenommen, nicht mehr Ackerbau, sondern extensive Weidewirtschaft. Mit harter Arbeit trotzen die neuen BäuerInnen dem Land die Wildnis ab. Ab dem Frühjahr werden wieder Kühe auf die Wiesen getrieben. Man merkt an allen Ecken, dass hier nicht jeder Quadratmeter Land voll bewirtschaftet wird, viele Sträucher und Sumpfwiesen bleiben erhalten und schaffen so Lebensräume für Tiere, die auf der anderen Seite der Grenze keine Möglichkeit haben zu überleben.

 

Gleich hinter Glöckelberg beginnt die Bewahrungszone des Nationalparks Sumava. Mehr als 70km zieht er sich entlang der tschechischen Grenze bis zum Bayrischen Wald hinauf, der ebenfalls seit vielen Jahrzehnten als Nationalpark ausgewiesen ist. Gemeinsam bilden sie das größte zusammenhängende Waldgebiet in Mitteleuropa...

 

Mit Schneeschuhen von Schöneben im Mühlviertel durch das ehemalige Glöckelberg in Südböhmen: