Rijeka

Weltgewandter Charme an der Kvarner Bucht

Mit einer Prise eisernem Charme empfängt Rijeka seine BesucherInnen. Erst ab dem zweiten Besuchstag öffnen sich die Besonderheiten der Stadt. Ein mehrtägiger Besuch ist sie allemal wert... / Fotos: Marco Vanek
Mit einer Prise eisernem Charme empfängt Rijeka seine BesucherInnen. Erst ab dem zweiten Besuchstag öffnen sich die Besonderheiten der Stadt. Ein mehrtägiger Besuch ist sie allemal wert... / Fotos: Marco Vanek

Nicht nur die k.u.k.-Monarchie hat Rijeka geprägt - heute kroatisch, gehörte die Hafenstadt an der Kvarner Bucht seit 1900 zu sieben verschiedenen Staaten. Die BewohnerInnen sind besonders stolz auf ihre Weltoffenheit.

Rijeka ist die drittgrößte Stadt Kroatiens, gelegen an der Kvarner Bucht, erzählt unser örtlicher Begleiter Livio, Karavanic Alleine im 20. Jahrhundert gehörte die Stadt zu sieben verschiedenen Staaten: vom Habsburger Reich über Italien und Jugoslawien bis zur heutigen Republik Kroatien.

Und diese Umbrüche haben tiefe Spuren im Stadtbild hinterlassen. Sozialistische Plattenbauten, typische KuK-Jugendstilpaläste und Industriecharme haben sich im Stadtbild verewigt. Auf dem Marktplatz dominieren architektonische Einflüsse aus der Zeit der KuK-Monarchie. Die ersten Pavillons stammen aus den 1880er Jahren, das Gebäude des Fischmarktes kam Anfang des 20. Jahrhunderts dazu.

 

 

Einst geteilt wie Berlin

Besonders gut zu sehen ist das beim Hotel Platz vor dem Hotel Continental. Dort verlief von 1924 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine meterhohe Mauer, die Rijeka - ähnlich wie Berlin, in zwei Teile trennte. Ein Teil gehörte zu Italien, der andere zum damaligen Königreich Jugoslawien. Heute markiert eine rote Linie den ehemaligen Verlauf der Mauer. Sie führt zu einem Platz, der nach dem Abriss der Mauer 1946, zur Begegnungsstätte vor allem für junge Menschen geworden ist. Hier seien etliche Liebschaften und auch Ehen entstanden, aber auch diverse Rockbands.  Die Band Paraf aus Rijeka ist hier im Sommer 1977 zum ersten Mal aufgetreten. Das war ein unangekündigter, kurzer Auftritt und das ist der erste Punkmoment auf dem sozialistischen Teil des Kontinents. Paraf zählt zu den ersten Punkbands Osteuropas.

 

Die rote Linie markiert noch heute die Grenze in den 1930er Jahren zwischen Italien und dem Königreich Jugoslawien
Die rote Linie markiert noch heute die Grenze in den 1930er Jahren zwischen Italien und dem Königreich Jugoslawien

 

Unaufgeregter Alltag
Insgesamt hat sich hier wenig verändert. Auch wenn zu Beginn 2020 viele in der Stadt aufgeregt waren, als Rijeka europäische Kulturhauptstadt wurde, ist zwei Jahre später in der Stadt nicht mehr viel davon zu bemerken. Einzig die große Ausstellungshalle "Exporttrvo" bietet nach wie vor Platz für Ausstellungen, Konzerte und andere Kulturevents.

Der Fischmarkt mündet im sogenannten Korso, der zentralen Flaniermeile der Stadt. Junge Menschen sorgen mit ihren Industrumenten für einen passenden Soundtrack, während TouristInnen und Einheimische auf den glatt polierten Pflastersteinen des Korsos am ockerfarbenen Uhrturm vorbeischlendern.

Rijeka ist eine Stadt mit vielschichtigen Identitäten, die ein neues Profil für sich sucht und einen neuen Platz auf der europäischen Landkarte.

 

Das Leitmotiv des Kulturhauptstadtjahres 2020 hieß "Luka različitosti",  Hafen der Vielfalt. Es soll zwei besonders markante Eigenschaften der Stadt herausstreichen: zum einen den Hafen, um den sich das Stadtleben dreht und zum anderen den multikulturellen Charakter der Stadt, auf den viele in Rijeka sehr stolz sind. Von den 1500 Veranstaltungen wurde wegen der Pandemie gerade mal 350 umgesetzt.